Fastenzeit – ich brauch ein Flugverbot

Fliegen ist geil. Ich buche online zum Schnäppchen-Preis; gebe mit dem Gepäck alle Verantwortung ab. Stimmen aus dem Nirgendwo weisen mir den Weg zur Maschine, die mich kurze Zeit später wie durch Zauberhand an meinem Wunschziel wieder ausspuckt.

Was bleibt ist schlechtes Gewissen:  Fliegen ist Sünde pur, Top-Klimakiller. Ich sollte doch meinen Beitrag leisten, auf den Flug verzichten, sollte anderen durch mein Verhalten ein leuchtendes Beispiel sein.

 „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“ sagt Mahatma Gandhi. Ehrlich gesagt: Der Satz klingt nach Werbeagentur. Er bürdet mir als Einzelnem die Lösung globaler Probleme auf. Das klingt nach einem gewieften Kunstgriff, der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik von ihrer Verantwortung reinwäscht.

Als vernunftbegabter Mensch weiß ich. Persönliche Freiheit hin oder her: Es gibt kein Menschenrecht auf einen Wochenendflug. Als einigermaßen selbstkritischer Mensch ist mir klar: An meine Vernunft zu appellieren ist zu wenig, ich brauche Vorschriften und Verbote. Klaren Regeln haftet auch etwas Befreiendes an: Ich bin nicht alleine für die Rettung des Planeten verantwortlich. „Engagier dich für Gesetze und Vorschriften, die Du Dir wünschst für diese Welt.“ Hat weniger Sex-Appeal – aber könnte funktionieren.  

Christian Herret

#fastengefühle – Fastenimpulse der Katholischen Jungschar für die Fastenzeit

Schluss mit lustig? Die Uhr steht auf fünf vor Fasten und viele Menschen stellen sich der Frage nach dem heilsamen Verzicht. Auf Süßes, Alkohol, die Lieblingsserie oder ausgedehnte Shoppingtouren verzichten – Fastenvorsätze haben sich längst auf alle Lebensbereiche ausgedehnt. Hin und wieder auf etwas verzichten, macht den anschließenden Genussmoment umso intensiver, heißt es. Fasten tut mir also selber gut.

Als Christinnen und Christen fasten wir zur Vorbereitung, um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Eine Vorbereitung auf unser zentrales Fest, der Auferstehung Jesu Christi. Sterben, Tod und Auferstehung. Die damit verbundene Erlösungshoffnung soll uns durchs Jahr tragen und in allen Lebenslagen für die vielen alltäglichen Herausforderungen stärken. Mit dieser Erlösungshoffnung ist aber auch eine Verantwortung verbunden, einander und unserer Welt gegenüber. Deshalb haben Jungschar-Menschen aus ganz Österreich Impulse für die Fastenzeit zusammengetragen, die mehr wollen als bloßen Verzicht zugunsten des folgenden Genusses.

Was brauche ich eigentlich wirklich zum Glücklichsein? Worauf kann ich gut verzichten und damit vielleicht auch noch meinen Mitmenschen und der Umwelt Gutes tun? Öfter mal das Auto stehen lassen und stattdessen das Rad aus dem Keller holen, aufs Plastiksackerl verzichten und Dinge reparieren statt neu zu kaufen,… Ideen gibt es unzählige.

Die Texte sollen inspirieren, anregen und Lust machen auf mehr Verantwortung, einander und der Welt gegenüber – nicht nur 40 Tage lang, sondern jeden Tag.