Fastenzeit – ich brauch ein Flugverbot

Fliegen ist geil. Ich buche online zum Schnäppchen-Preis; gebe mit dem Gepäck alle Verantwortung ab. Stimmen aus dem Nirgendwo weisen mir den Weg zur Maschine, die mich kurze Zeit später wie durch Zauberhand an meinem Wunschziel wieder ausspuckt.

Was bleibt ist schlechtes Gewissen:  Fliegen ist Sünde pur, Top-Klimakiller. Ich sollte doch meinen Beitrag leisten, auf den Flug verzichten, sollte anderen durch mein Verhalten ein leuchtendes Beispiel sein.

 „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt.“ sagt Mahatma Gandhi. Ehrlich gesagt: Der Satz klingt nach Werbeagentur. Er bürdet mir als Einzelnem die Lösung globaler Probleme auf. Das klingt nach einem gewieften Kunstgriff, der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik von ihrer Verantwortung reinwäscht.

Als vernunftbegabter Mensch weiß ich. Persönliche Freiheit hin oder her: Es gibt kein Menschenrecht auf einen Wochenendflug. Als einigermaßen selbstkritischer Mensch ist mir klar: An meine Vernunft zu appellieren ist zu wenig, ich brauche Vorschriften und Verbote. Klaren Regeln haftet auch etwas Befreiendes an: Ich bin nicht alleine für die Rettung des Planeten verantwortlich. „Engagier dich für Gesetze und Vorschriften, die Du Dir wünschst für diese Welt.“ Hat weniger Sex-Appeal – aber könnte funktionieren.  

Christian Herret

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